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05.06.2020 / Nähwerkstatt näht 800 Mund-nasen-Masken

Es herrschte in den letzten Wochen emsige Geschäftigkeit in der Nähwerkstatt des Arbeitskreises Flüchtlinge Keltern im Oberlinhaus in Dietlingen. Es wurde gemessen, geschnitten, genäht. Mehrere arabische Frauen, Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan, die seit einigen Jahren in der Gemeinde leben, haben beschlossen, Mund-Nasen-Masken zu nähen und verschiedenen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen.

 

  

  

Die Nähwerkstatt geht auf die Initiative von Taiba Haj Mohammad zurück und wurde tatkräftig unterstützt vom Arbeitskreis Flüchtlinge Keltern, der über Spendenaufrufe für die notwendige Ausstattung mit gebrauchten Nähmaschinen sorgte. Die Evangelische Kirchengemeinde stellt dafür die Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Frauen treffen sich regelmäßig im Oberlinhaus - aktuell natürlich mit Mundschutz und unter Einhaltung der notwendigen Abstände! Angeleitet werden sie von Issam Othman, einem gelernten Schneider und Modedesigner aus Syrien, der in seiner Heimat und anderen Ländern des arabischen Sprachraums auch schon Modeschauen organisiert hat. Neben den erforderlichen Nähtechniken und dem Umgang mit der Maschine lernen die Frauen das Lesen und Erstellen von Schnittmustern.

 

  

Insgesamt 130 Masken wurden an die Sozialen Dienste und 80 an das Seniorenzentrum Keltern für den privaten Gebrauch der Mitarbeiter übergeben.

 

 

  

Bei der Übergabe von 70 Masken an den Ambulanten Hospizdienst Westlicher Enzkreis erklärt Maha Alkalaf im Gespräch mit Heidi Kunz und Ute Sickinger die Beweggründe für ihre Aktion. "In den vergangenen Jahren haben viele Menschen in Keltern uns geholfen, jetzt helfen wir", so die Syrerin, die mit ihrer Familie seit Ende 2015 in Keltern lebt.

 

  

Auch das Rathaus in Ellmendingen wurde bedacht und Bürgermeister Steffen Bochinger freute sich über 80 Masken für die Weitergabe an Mitarbeiter und Bürger.

 

  

Im Nahkauf Markt Hermann in Dietlingen durfte Marktleiter Matthias Schuppler 60 der bunten Stoffschützer in Empfang nehmen. Gerade rechtzeitig, um einer Kundin, die ihre Maske vergessen hatte, den erneuten Weg nach Hause zu ersparen! Pünktlich zum lang ersehnten Schulstart der Viertklässler konnten 165 Masken in Kindergrößen an die Johannes Kepler Grundschule übergeben werden. Taiba Haj Mohammad über die Motivation zu der Aktion: "Wir wollen damit unsere Dankbarkeit ausdrücken für die Unterstützung, die wir hier in Keltern erleben dürfen." Diese Dankbarkeit gilt in ganz besonderer Weise allen Helferinnen und Helfern des Arbeitskreises Flüchtlinge Keltern. Auch sie erhielten je zwei Masken von den Frauen. Am Ende der Aktion sind so mehr als 800 Masken genäht und verteilt worden.

 

 

Im Moment ist noch unklar, wann die Nähwerkstatt ihren normalen Betrieb wieder aufnehmen kann. Neben dem Spaß am gemeinsamen Nähen von Kleidern war es ursprünglich vor allem das Ziel, auch deutsche Frauen für das Thema zu begeistern, um die Deutschkenntnisse beim gemeinsamen Nähen verbessern zu können. Aufgrund der Masken-Aktion haben sich einige Interessentinnen gemeldet. Sobald die Werkstatt wieder öffnen darf, sind sie herzlich willkommen.   

Text und Fotos: Stefan Schröck